Die Kraft der Produktivität

Man könnte meinen, dass Ali Abdaal eigentlich nicht noch produktiver sein müsste. Der Endzwanziger hat bereits ein Medizinstudium an der Universität Cambridge abgeschlossen, betreibt einen beliebten YouTube-Kanal, produziert zusammen mit seinem Bruder einen wöchentlichen Podcast, schreibt eine wöchentliche E-Mail und bloggt auf seiner Website. Seine Interessen sind vielfältig – von Medizin über Klavier- und Gitarrespielen bis hin zu Technologie, Studieren, Unternehmertum und, ja, Produktivität. Wir haben Ali in seinem Londoner Zuhause getroffen, wo er uns von seinem Tagesablauf erzählt, wie er gesund und produktiv bleibt und welche Tipps er für ein produktives Jahr 2022 hat.

„Wir wollen doch alle produktiver sein, oder? Während meines Medizinstudiums an der Universität Cambridge, habe mich erstmals dafür interessiert, wie Produktivität zu einem glücklicheren, gesünderen und effizienteren Leben beitragen kann. Ich hatte viel zu viel zu tun – Studentenverbindungen, soziale Kontakte, Sport und das kleine Problem, alle Prüfungen zu bestehen – und so entdeckte ich die Welt der Produktivität, was wirklich half, mehrere Dinge unter einen Hut zu bringen.

Jeder hat ein fantastisches Jahr 2022 verdient, also nutzt schon mal diese Tipps für den Anfang.“

- Ali

Positiver Ablenkung Vorrang geben

„Auf der Uni versenkte ich mich oft viele Stunden hintereinander in mein Studium. Mir ist klar, dass das zwar zu etwas besseren Noten verhelfen kann, aber nicht gesund ist. Ich begann also, beim Studieren meine Tür offen zu lassen. So konnten meine Freunde jederzeit für ein kurzes Gespräch vorbeikommen. Das waren zwar Ablenkungen, aber durchaus willkommene, denn ich hielt so den Kontakt zu meinen Freunden, nicht nur zu den Prüfungsaufgaben. Beziehungen den Vorrang vor der Arbeit zu geben, ist nie verkehrt (auch wenn man die Arbeit letztendlich DOCH erledigen muss!)“

Sich auf eine Sache konzentrieren

„Wir sind alle mit dem Mythos aufgewachsen, dass man nur mit ständigem Multitasking effektiv ist. Ich sage aber, genau das Gegenteil trifft zu. Wenn meine To-Do-Liste mich überwältigt, stelle ich mir eine einfache Frage: Was nimmt mir die größte Last von den Schultern, wenn ich es heute erledige? Indem ich mir jeden Tag vornehme, eine bestimmte Aktivität zu Ende zu bringen, fühle ich mich leichter und glücklicher, weil ich tatsächlich einiges erledigt habe, das mich belastet hat.“

Mit Spaß mehr erreichen

„Meine Inspiration kam von einem Buch von Derek Sivers mit dem Titel ‚Hell Yeah or No‘. Im Grunde versuche ich jedes Mal, wenn ich mich entscheiden muss, ‚Nein‘ zu sagen, wenn ich nicht sofort ‚Ja‘ denke. So tue ich letzten Endes viel mehr von dem, was ich wirklich tun möchte und was normalerweise Spaß macht oder interessant ist. Ich finde mehr Möglichkeiten, mit Spaß bei der Sache zu sein. Wenn ich zum Beispiel etwas in ein Spiel verwandle, kann ich es leichter zu Ende bringen. Auch eine angenehme Arbeitsumgebung kann sehr hilfreich sein – Grünpflanzen heben die Stimmung und die Kreativität, und die richtige Musik verändert alles. Ich liebe zum Beispiel einen epischen Filmsoundtrack, der bringt mich in Schwung!
Ich schreibe übrigens gerade ein Buch über dieses Thema – es geht darum, wie wir Erkenntnisse aus der Psychologie und den Neurowissenschaften nutzen können, um das, was wir tun, angenehmer zu gestalten, denn wenn man Spaß hat, kommt die Produktivität von selbst.“

Ein Buch kaufen (und lesen)

„Ich sitze gerade am ersten Entwurf meines Buchs und es war eine echte Herausforderung, das Hochstaplersyndrom, die Prokrastination, den Perfektionismus und alles andere, mit dem man so zu kämpfen hat, zu überwinden. Austin Kleons ‚Keep Going‘ ist eine hübsche, kleine Lektüre, die ich mir alle paar Wochen wieder vornehme, wenn ich etwas Inspiration brauche, um die kreative Reise fortzusetzen. Ganz gleich, ob Sie gerne lesen oder seit der Schulzeit kein Buch mehr angerührt haben, dieses Buches allein wird Ihnen helfen, 2022 zu Ihrem bisher produktivsten Jahr zu machen.“

In die eigene Umgebung investieren

„Ein ergonomischer Schreibtisch und Stuhl helfen tatsächlich, den Folgen von zu langem Sitzen entgegenzuwirken. Früher hatte ich gegen Ende eines Arbeitstages ziemliche Schmerzen im unteren Rückenbereich. Also habe ich vor ein paar Jahren die Entscheidung getroffen, einen Stuhl von Herman Miller zu kaufen. Schon nach ein paar Tagen waren meine Rückenschmerzen verschwunden. Ich liebe den Aeron Stuhl – nach der Einstellung fühlt es sich wirklich an, als ob ich gar nicht sitze, sondern fast schon so, als würde ich auf einer Wolke schweben. Außerdem ist es total wichtig, die Stellung regelmäßig zu ändern. Ich habe mir vor 3 Jahren einen höhenverstellbaren Schreibtisch gekauft und habe es nie bereut. Wenn ich vom Sitzen müde werde, meistens so nach einer Stunde, hole ich mir einen Kaffee und arbeite im Stehen weiter. Ein regelmäßiger Wechsel der Arbeitsposition ist gut für unsere Körperhaltung und unsere Gesundheit allgemein.“

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