Studio 7.5-Interview | Herman Miller – DE-HM

die Gute Form

Seit über 100 Jahren entwirft Herman Miller Designs, die der Schönheit, Nützlichkeit und Haltbarkeit verschrieben sind. Wir nehmen Jubiläum zum Anlass, uns mit einigen der legendären Designer aus unserem Portfolio zu unterhalten.

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Studio 7.5 ist ein Designunternehmen mit Sitz in Berlin, das seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Herman Miller kooperiert. In dieser Zeit wurde unter anderem eine eindrucksvolle Liste an Bürostühlen eingeführt, darunter Zeph, Cosm, Setu und Mirra (später Mirra 2). Im folgenden Gespräch lernen Sie die Designer hinter Studio 7.5 kennen – dessen Gründer Carola Zwick und Burkhard Schmitz sowie deren Gesellschafter Roland Zwick.

Was bedeuten 100 Jahre Herman Miller für Sie?

Carola Zwick beschreibt die Verbindung zwischen der 100-jährigen Geschichte von Herman Miller und den Werten des Studio 7.5: „Gutes Design, nicht schönes Design. ‚Gut‘ ist eine moralische Kategorie, die widerspiegelt, dass mit dem Prozess des Gestaltens die tiefer gehende Verantwortung einhergeht, einen positiven Beitrag zu leisten.“ Burkhard Schmitz erläutert: „Im Deutschen beziehen wir uns auf ‚die gute Form‘ (oder ‚gute Form‘) – das ist in der Tat eine moralische Definition, keine ästhetische.“ Er fügt hinzu: „Kontinuierliche Innovation über 100 Jahre hinweg ist beeindruckend. Ich bin stolz, dass auch wir bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert Teil dieser Unternehmensgeschichte sind.“

Was ist Ihre persönliche Definition von Design?

Carola Zwick: „Alles von Menschen Geschaffene ist Design. Es handelt sich um Artefakte, aber auch um Prozesse, Rituale, Gesetze. Auch wenn nicht alles davon gut konzipiert oder gar beabsichtigt ist, liegt die Verantwortung bei uns. Denn schließlich wird die Zeit, in der wir leben, nicht umsonst als Anthropozän bezeichnet.“

Burkhard Schmitz: „Es gibt die berühmte Design-Definition von Charles Eames: Aus wenig das Beste für viele machen. Das deckt die Aspekte Qualität, Zielgruppe und Ökonomie/Ökologie zugleich ab. Auch wenn sich die heutigen Narrative von jenen der Nachkriegszeit unterscheiden mögen, wirken diese frühen Konzepte nach wie vor zeitgemäß. Insbesondere, wenn wir uns die derzeitigen sozioökonomischen Ungleichheiten, die ökologischen Herausforderungen und den rasanten technologischen Fortschritt vor Augen halten, denen wir gegenüberstehen.“

Roland Zwick: „Das beste Design ist das einfachste. Und das erste Design ist niemals das einfachste.“

Warum arbeiten Sie als Designer mit Herman Miller zusammen?

Burkhard Schmitz: „Rückwirkend betrachtet, musste es quasi darauf hinauslaufen. Studio 7.5 entstand in Ulm, wo wir im Büro unseres Professors am Aufbau der damaligen Hochschule für Gestaltung arbeiteten – es war der Versuch, eine Nachkriegsversion des Bauhaus zu etablieren. Obwohl das Institut 1968 geschlossen wurde, riss der Strom von Liebhabern modernen Designs aus aller Welt nicht ab. Nick Roericht (unser ehemaliger Professor und Arbeitgeber) teilte unsere Bewunderung dafür, wie das Unternehmen Herman Miller den Weg für eine Neudefinition in des Designs im 20. Jahrhundert ebnete. Als wir dann einen Anruf von Herman Miller erhielten, waren wir begeistert – und in gewisser Weise gut vorbereitet.“

Carola Zwick: „Als Designer legen wir Wert auf gute Arbeit: auf das Gestalten von etwas Sinnvollem, das zum Wohlergehen aller beiträgt. Wenn wir uns dem Ethos eines Unternehmens uneingeschränkt anschließen können, sind wir entsprechend voll bei der Sache. Das hilft dabei, besonders fordernde Entwicklungszyklen durchzustehen, in denen alle Ressourcen an ihre Grenzen geführt werden. In diesem Sinne schenkt Herman Miller unserer Vision Vertrauen und teilt diese – was auf Gegenseitigkeit beruht.“

Roland Zwick: „Unser Motto lautet: „Jedes Molekül zählt“. Demnach kann ich mir die industriellen Prozesse dafür zu eigen machen, Designs zu erstellen, welche die dem jeweiligen Material inhärenten Eigenschaften optimal ausschöpfen. Herman Miller ist bereit, in Wagnisse zu investieren, um derartig herausfordernde Designkonzepte zu ermöglichen.“

Welche Problemlösungen erhoffen Sie sich vom Design der Zukunft?
Roland Zwick: „Mit weniger mehr erreichen: den Verbrauch von Ressourcen zu verringern ist ein kontinuierlicher Lernprozess, selbst wenn die Schwerkraft auf unserem Planeten unverändert wirkt.“
Carola Zwick: „Ich hoffe, dass Designer sich immer als Teil der Lösung werden einbringen können, anstatt die Probleme, denen sich die Menschheit aussetzt, zu verschärfen. Den Studierenden vermittle ich, dass das Ziel unseres Berufs darin besteht, Technologie in Kultur zu verwandeln. Das bedeutet auch, dass wir den Sinn und Zweck von Technologie hinterfragen, wenn es darum geht, Probleme zu lösen und zu einer besseren Welt beizutragen. Ein Design ist dann vollkommen, wenn es den Wandel dient. Designer sollten durchdacht und informiert handeln und ihre Energie mit Verantwortung – und Leidenschaft – für das Gute einsetzen.“